Das schmutzige Ohr

Diagnose: Otitis externa

Das Geschäft mit den Ohren ist häufig Alltag in Kleintierarztpraxen. Betroffene Tiere zeigen Kopfschütteln, Ohrkratzen oder schubbern mit den Ohren über dem Boden. Als Besitzer wird gelegentlich bereits frühzeitig ein unangenehmer Geruch wahrgenommen, bevor die Infektion dann auch als teils schwarzer Ausfluss aus dem betroffenen Ohr sichtbar wird. Der Leidesdruck ist durch das dauerhafte Schütteln und Kratzen und den damit verbundenen sekundären Verletzungen wie etwa das sogenannte Blutohr nicht nur bei den Patienten, sondern auch bei den verzweifelten Besitzern sehr hoch. Doch was hat es mit der fiesen Infektion auf sich?

Die drei P’s

Ohrinfektion ist leider nie gleich Ohrinfektion. Diverse Faktoren gilt es bei Ursachenfindung und dem weiterführenden Therapieplan zu berücksichtigen. Prädisponierende Faktoren sind Veränderungen von Anatomie und Physiologie des Gehörganges, wie zum Beispiel rassebedingte sehr enge Gehörgänge, exzessives Haarwachstum, schwere Hängeohren oder erhöhte Zerumenproduktion. Auch Feuchtigkeit und erhöhte Temperaturen im Ohr von Wasserratten oder ein Trauma durch zum Beispiel Wattestäbchen spielen eine Rolle. Primärursachen sind alle Erkrankungen der Haut, die sich direkt auch auf die Haut im Gehörgang auswirken können wie allen voran Allergien und Unverträglichkeiten, Parasiten, Fremdkörper oder Endokrinopathien wie die Schilddrüsenunterfunktion. Perpetuierende Faktoren unterhalten und verschlimmern den Entzündungsprozess, führen zu Veränderungen der Anatomie und Physiologie des Gehörganges und verhindern somit die Heilung. Beispiele hierfür sind Sekundärinfektionen durch Mikroorganismen wie Bakterien und/oder Hefepilze, eine Mittelohrentzündung und chronische proliferative Veränderungen wie Schwellungen, ein Aufquellen der oberflächlichen Hautschicht oder eine Zerstörung der Zeruminaldrüsen.

Es geht nicht ohne Diagnostik

Nach einem ausführlichen Gespräch wird der Gehörgang genauer unter die Lupe genommen. Bei Vorliegen von Infektionsanzeichen kann mittels Mikroskopie genauer differenziert werden, ob eine bakteriologische und/oder Hefepilz- sowie parasitenbedingte Infektion vorliegt. Oft lässt sich nur grob abschätzen, welche der Ursachen vorliegt. Eine genaue Erregeridentifizierung findet dann in einem externen Labor statt. Zudem geben Blutuntersuchungen Aufschluss über andere zugrunde liegende Erkrankungen.

Symptome lindern, Ursachen bekämpfen

Da eine Ohrinfektion meist mit einem stark eingeschränkten Allgemeinbefinden des Tieres einhergeht, gilt es zunächst den Entzündungsprozess und die damit einhergehenden Symptome zu unterbrechen. Kortison ist hierbei der am stärksten wirksame Entzündungshemmer und wird häufig kurzzeitig eingesetzt. Zeitgleich gilt es das Sekret und die Beläge aus den Gehörgängen zu entfernen. Bei weniger stark verschmutzten Ohren kann eine regelmäßige Reinigung zuhause stattfinden. Andernfalls kann es notwendig sein, die Ohren des Tieres unter einer kurzen Narkose zu spülen. Die Infektion durch Bakterien und/oder Hefepilze wird mittels speziellen Ohrlösungen, die lokal in die Gehörgänge gegeben werden, behandelt. Eine langfristige Besserung kann allerdings nur gewährleistet werden, wenn eine Ursache gefunden und diese therapiert wird.